Verhalten und Körpersprache von Hunden
Hunde tun nichts ohne Grund. Sie liegen nicht zufällig genau im Türrahmen, sie schnüffeln nicht zufällig am Boden oder Baum herum, wenn sich andere Hunde nähern, sie schauen nicht zufällig weg oder schütteln sich nach einer stressigen Hundebegegnung - die Körperhaltung „erzählt“ uns sehr gut, was der Hund gerade denkt und fühlt. Man muss nur genau hinschauen.
Leider kann man die besonders intensive Gesichtsmimik nicht bei allen Hunderassen gut erkennen, das liegt überwiegend an der Züchtung des Menschen. Das ist nicht nur für uns Menschen nachteilig, sondern auch für die Hunde selbst bzw. die anderen Hunde, die diesen Hund ebenfalls nicht gut lesen können.
Trotz der ausgereiften Körpersprache kommt es so auch unter den Hunden zu Missverständnissen (dickes, zu langes oder zu kurzes Fell, atypische Ohrhaltung oder kupierte Ohren, keine Rute….). Dadurch senden diese Hunde weniger oder falsche Signale an ihre Artgenossen, was, wie schon erwähnt, zu Verständigungsproblemen führen kann.
Der freundlich gesonnene, sich unterwerfende Hund wedelt mit hängender Rute und dem Rutenende.
In der unten dargestellten Übersicht erhalten Sie einen kurzen Einblick über die Körpersprache des Hundes. Bitte beachten Sie, dass nur ein Gesamtbild des Hundes eine wirkliche Aussage über den Gemütszustand geben kann und dieses auch immer – ganz wichtig - im Kontext beurteilt werden muss.
Nur ein aufgestelltes Nackenfell macht noch keinen aggressiven Hund!
Bevor Sie sich die Übersicht anschauen, hier nochmal eine kurze Zusammenfassung über die körpersprachliche Bedeutung der einzelnen Körperteile.
Rute
Der entspannte oder sich unterwerfende Hund wedelt mit hängender Rute und dem Rutenende.
Bei einem aggressiven Hund kann sie aber auch steil nach oben stehen. Die Haare an der Rute sind dann gesträubt.
Wird die Rute hoch getragen, wedelt sie oder kreist, handelt es sich um Erregung.
Senkt ein Hund seinen Schwanz oder klemmt ihn gar zwischen die Hinterläufe, ist das ein Zeichen für Ängstlichkeit oder Unsicherheit.
Veränderung der Körpergröße
Sieht man sich den gesamten Körper des Hundes an, kann man grob folgendes sagen:
Körperschwerpunkt vorne – offensiv/aggressiv
Körperschwerpunkt hinten – defensiv/ängstlich
Eine deutliche Art der Gestik besteht darin, die Körpergröße zu variieren, diese Signale erkennt man auch schon gut von weitem. Ist ein Hund selbstsicher und möchte Dominanz ausdrücken, macht er sich so groß wie möglich. Er reckt sich und verlagert sein Körpergewicht nach vorn. Die Beine sind dabei durchgestreckt.
Macht sich ein Hund dagegen klein und den Rücken „rund“, ist er unsicher oder ängstlich. Er legt dann die Ohren an. Im Extremfall legt er sich sogar auf den Rücken und demonstriert damit seine Unterwürfigkeit.
Ein erregter oder aggressiver Hund kann sein Nacken- oder Rückenfell aufstellen. Das bewirkt als optischen Effekt, dass das Tier größer und kräftiger aussieht. Mit aufgestellter „Bürste“ drückt der Hund Verärgerung oder eine klare Drohung aus.
Kopf
Auch die Richtung, in die ein Hund blickt, ist ein Signal: Dreht er seinen Kopf seitlich weg, zeigt er, dass er nicht aggressiv ist, vielleicht sogar unsicher. Richtet er das Gesicht dagegen frontal auf einen anderen Hund, heißt das soviel wie: "Ich habe keine Angst vor dir."
Neben ihren Augen benutzen Hunde vor allem ihre Augenbrauen, Lefzen, Mundwinkel und Zähne, um Informationen zu übermitteln. Ist der Hund unsicher und unterwürfig, werden die Mundwinkel sehr schmal und nach hinten gezogen, die Augen haben einen flackernden Blick und schauen nach oben.
Diese Signale sind gut von nahem zu erkennen.
Die Kombination aus Unsicherheit und Drohung führt dazu, dass die Mundwinkel nach hinten gezogen und die Zähne gezeigt werden. Werden die Mundwinkel nach vorn und die Lippe etwas nach oben gezogen, so dass die Eckzähne sichtbar werden, ist das ein Zeichen für Sicherheit und eine klare Drohung.
Zusätzlich zum Gesichtsausdruck sind die Ohren in hohem Maße an der Mimik der Hunde beteiligt. Hoch aufgerichtet zeigen sie Interesse oder Überlegenheit an, liegen die Ohren flach nach hinten an, kann das Angst oder Unsicherheit bedeuten. Bei Hunden mit Hängeohren sind die Zeichen der Ohren nicht so deutlich zu erkennen.
Neben den vorgenannten optischen Signalen gibt es auch akustische Signale wie Bellen, Jaulen und Heulen. Sie dienen der Verständigung auf weite Entfernung.
Nachstehend eine Übersicht über die einzelnen Stimmungszustände. Zur Verdeutlichung habe ich die aussagekräftigen Körperstellen markiert.
Seine Ohren stehen mittig, die Augen wirken mandelförmig und der Kopf wird ein wenig oberhalb der Mittellinie getragen. Sein Fang ist locker geöffnet, die Lefzen hängen locker. Pfiffis Körperschwerpunkt ist in der Mitte. Die Rute hängt entspannt nach unten, auch die Beine sind entspannt.
Pfiffi hält seine Ohren nach vorne gerichtet. Die Augen sind geöffnet. Sein Kopf ist leicht angehoben, der Fang ist locker geschlossen, keine Zunge sichtbar. Der Körperschwerpunkt ist immer noch mittig/ ein wenig nach vorne verlagert. Die Rute befindet sich leicht oberhalb der Rückenlinie. Die Beine sind entspannt, evtl. etwas durchgedrückt.
Seine Ohren sind nach hinten/oben gerichtet und in den Augen erkennt man das Weiße. Der Kopf und der Blick sind seinem Gegenüber abgewandt. Der Fang ist geöffnet und die Mundwinkel sind nach hinten gezogen. Manche sprechen von einem Lächeln. Die Rute wird meist unterhalb der Rückenlinie getragen mit einem Bogen nach oben. Der Vorderkörper ist abgesenkt bei gebogener Wirbelsäule. Die Vorderbeine sind weit gespreizt.
Eine freundliche Annäherung passiert niemals frontal sondern bogenförmig, versetzt oder von hinten. Die Körperhaltung ist entspannt und locker, es gibt keinen längeren Blickkontakt, der Blick wird immer wieder abgewendet. Die Bewegungen der Hunde bleiben fließend. Auch Pinkeln oder Schnüffeln werden bei einer freundlichen Annäherung gesehen.
Der gesamte Körper wirkt angespannt, Rückenhaare sind aufgestellt, Kratzen, Zittern, der Kopf ist angehoben, Augen sind zu Schlitzen verengt, Pupille groß, Fang geöffnet, Mundwinkel spitz nach hinten, evtl. Speicheln, Schnüffeln, Lippen- Nasenspiegellecken. Die Beine sind durchgedrückt, steifer Gang, Sich Schütteln, Ohren zurückgelegt, Rute hängt nach unten.
In dieser Verfassung liegt der Hund meistens, der Körper ist angespannt. Die Ohren sind nach hinten/unten gelegt. Der Ansatz der Rute ist an den Körper gezogen. Die Vorderbeine liegen parallel zueinander, die Hinterläufe sind angewinkelt. Der Kopf wird über die Ressource gehalten, der Fang ist geschlossen, ggfls. erfolgt ein Lefzenziehen bei weiterer Annäherung. Ebenso wird der sich Nähernde mit dem Blick verfolgt. Man kann gut das Weiße erkennen.
Seine Ohren sind nach hinten angelegt. Man erkennt deutlich einen hinten belasteten Körperschwerpunkt, Beschwichtigungssignale wie Blinzeln, wegsehen. Die Rute befidnet sich unterhalb der Rückenlinie, die Beine sind eingeknickt.
Eine Annäherung erfolgt frontal, der Blick ist auf den anderen gerichtet. Bewegungen langsam, steif, "einfrieren". Die Rückenhaare sind aufgestellt.
Die Ohren sind nach oben gerichtet und der Kopf auf das Gegenüber ausgerichtet. Der Blick ruht auf dem Gegenüber. Der Körperschwerpunkt ist vorne, der Vorderkörper ist abgesenkt bei gerader Wirbelsäule. Die Vorderläufe liegen parallel zueinander und die Hinterläufe sind stark durchgedrückt. Der Fang ist geschlossen.
Der Körper ist geduckt mit rundem Rücken. Die Beine werden eingeknickt. Pfiffi macht sich "klein". Ohren sind nach hinten/unten gerichtet und die Augen weit aufgerissen, die Pupillen sind dabei groß. Der Kopf ist nach unten gesenkt. Die Lefzen sind schmal und nach hinten gezogen. Keine Zähne sichtbar. Die Rute befindet sich unterhalb der Rückenlinie, kann aber auch unter den Körper geklemmt werden.
Der Körperschwerpunkt ist beim unsicheren Drohen eher hinten, Ohren sind nach hinten angelegt, die Haare auf dem Rücken sind gesträubt. Augen sind mandelförmig, man kann das weiße im Auge erkennen. Der Kopf wird abgesenkt unterhalb der Rückenlinie gehalten. Der Hund macht sich "klein", Beine geknickt. Die Lippenspalte am Fang ist abgerundet nach hinten gezogen, Zähne sind sichtbar, Zunge nicht. Die Rute klemmt zwischen den Hinterbeinen.
Körperschwerpunkt vorne, Beine durchgedrückt; "groß" machen, Rückenhaare sind gesträubt, Rute befindet sich sehr weit oberhalb der Rückenlinie, kein Wedeln, unbeweglich. Augen sind rund und groß geoffnet, "anstarren". Der Kopf ist angehoben und deutlich über der Rückenlinie. Ohren sind nach oben/vorne gerichtet Lefzen kurz und dünn, Zähne sichtbar, krauser Nasenspiegel.
Ich wünsche Ihnen viel spannende Momente beim Beobachten Ihres Lieblings!
Über die Gastautorin
Julia Blüher, ist seit knapp 15 Jahren als Tierpsychologin tätig. Sie wurde 1976 in Köln geboren und lebt mit ihren beiden Söhnen in Sinzig. Tiere begleiteten sie schon seit Ihrer frühen Kindheit. Als Jugendliche schon hat Sie sich mit ehrenamtlicher Arbeit bei einem Tiergehege darum bemüht, Menschen und Tiere einander näher zu bringen. Intention war ebenfalls das Beobachten der Tiere, sich somit auch Gedanken über ihr Verhalten zu machen. Dort gab es die verschiedensten Tierarten wie Ziegen, Geflügel, Pferde. Auch Zuhause war es undenkbar, ohne Tiere zu sein. Dazu zählten Katzen, Meerschweinchen, Vögel, Hunde. Und dann endlich auch das eigene Pferd.
Mitte 20 entschloss Frau Blüher sich zum Studium der Tierpsychologie an der ATN AG in der Schweiz, welches Sie erfolgreich absolviert hat. Zudem hat Frau Blüher ein Studium der Physiologie von Tieren abgeschlossen. Es war Ihr klar, dass Verhaltensprobleme bei Tieren oft auch körperliche Ursachen haben können oder an körperliche Probleme gekoppelt sind.